Vor gut 6 Monaten habe ich mich in ein kleines Abenteuer gestürzt und mit Crossfit begonnen. Meine Erwartungen zu der Zeit waren, endlich wieder die fitteste Version meiner selbst zu werden. Dass sich daraus eine Leidenschaft und sogar ein neuer Berufsweg entwickeln würde, hätte ich niemals erwartet. Ich habe mich körperlich, sowie psychisch extrem weiterentwickelt und bin stolz, an dem Punkt zu sein, an dem ich heute bin.
Im Spätsommer und Herbst letztes Jahr habe ich wirklich gemerkt, dass ich schon mal besser drauf war beim Sport. Ich hatte mich zwar immer bewegt, bin regelmäßig ins Gym gegangen und habe einen relativ gesunden Lebensstil geführt, aber viele andere Dinge standen weiter oben auf meiner Prioritätenliste. Das war natürlich absolut okay und ich würde es heute nicht anders machen. Ich war öfters feiern, habe öfters Alkohol getrunken und auch manchmal geraucht. Die Nächte waren länger, ich habe viel gelacht, viel getanzt und diese Phase meines Lebens genossen. Für mich war es allerdings immer schon so, dass solche Phasen nach einer relativ kurzen Zeit ihr Ablaufdatum hatten und ich dann sehr gerne zu einem vernünftigeren Lebensstil zurückgekehrt bin. Und genau so war es dann am Ende vom Sommer beziehungsweise im Herbst.
Mein erstes, richtiges Crossfit Workout
Chris hat im Juli begonnen, als Co-Trainier Crossfit zu unterrichten und war zu der Zeit auch in einem Fitnessstudio als Personal Trainer tätig. Durch ihn bin ich dann wirklich neugierig geworden und wollte Crossfit mal ausprobieren. Im Herbst habe ich ihn zu einer Endurance Klasse begleitet und hatte echt Spaß daran. Es war mit Sicherheit eines der härtesten Workouts, das ich je gemacht habe und ich habe gemerkt, dass gerade mein Oberkörper schwächer geworden war. Es hat mich angespornt, wieder mehr vom Cardiotraining wegzugehen und zumindest zwei bis dreimal pro Woche Bodyweight- oder Strength Training in meine Routine zu integrieren. Ich habe wieder einmal pro Woche ein Ganzkörpertraining mit Lang- und Kurzhanteln gemacht und mir auf Pinterest „Crossfit Style Workouts“ rausgesucht.
Hallo neues Gym
Im November öffnete endlich unsere Crossfit Box, in der Chris als Trainier arbeitet. Da eine Crossfit Mitgliedschaft durch die vielen Stunden mit Trainern nicht gerade günstig ist, habe ich ein wenig damit gehadert, ob ich mich anmelde und gleichzeitig auch noch mein anderes Fitnessstudio weiterzahle. Nach eine Probestunde war für mich allerdings klar, dass ich auf jeden Fall zumindest 2-3 Mal pro Woche Crossfit machen möchte.
Anfangs ist es wirklich bei den 2-3 Mal geblieben, allerdings nicht sehr lange. Noch nie habe ich erlebt, dass mich ein Sport so fesselt und mir von Anfang bis Ende so ein gutes Gefühl gibt. Ich bin plötzlich gerne um 5:30 aufgestanden, um um 6:30 in der Box zu stehen. Andere Mitglieder wurden zu Freunden und die Community wurde von Tag zu Tag größer.
Körperliche und mentale Veränderungen
Beim Crossfit habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass ich fitter und stärker werde, neue Übungen besser beherrsche und mich auch äußerlich verändere. Bemerkenswert war allerdings, wie sich meine Einstellung gewandelt hat. Anfangs und quasi in den ganzen Jahren, in denen ich nun im Gym trainiere, ging es immer nur ums Aussehen. Klar, ich fand es auch toll, fit und stark zu sein, aber mein Erscheinungsbild stand immer ganz oben. Seit ich Crossfit mache, habe ich eine ganz neue Akzeptanz entwickelt und schätze meinen Körper, wie er eben ist. Ich denke nicht darüber nach, ob meine Schultern zu muskulös oder muskulös genug sind, sondern nehme zur Kenntnis, dass sie genauso aussehen, wie sie aussehen müssen, um die Leistungen zu erbringen.
Da es aber bestimmt interessant für euch ist, wie sich mein Körper äußerlich verändert hat, dachte ich mir, ich spreche den Punkt auch an. Ich merke im Allgemeinen, dass mein Körper viel straffer und „härter ist“. Meine Beine und Arme fühlen sich fester an, mein Hintern ist um einiges gewachsen und meine Bauchdecke ist im Allgemeinen viel flacher und definierter. Die größte Veränderung merke ich beim Rücken und bei meinen Schultern. Ich habe tatsächlich Schulter- und Nackenmukulatur bekommen, meine Rückenstrecker sind stärker ausgebildet und ich habe kleine Fettpölsterchen hinten am Rücken und an den Hüften verloren.
Ich kann nicht wirklich beurteilen, ob och groß anders aussehe, aber ich fühle mich um ein vielfaches athletischer. Mir passt die selbe Kleidung wie letzten Sommer, nur esse ich wahrscheinlich doppelt so viel – alleine das ist schon eine kleine Revolution für mich.
Was mir viel wichtiger, als die optische Veränderung ist, ist die sportliche. Ich kann selbst manchmal kaum glauben, wie viel stärker ich geworden bin. Vor ein paar Tagen war ich in meinem alten Fitnessstudio und konnte dann Equipment benutzen, das ich sonst in der Crossfit Box nicht habe. Ich habe ähnliche Dinge gemacht, wie vor einem Jahr, war aber plötzlich um ein vielfaches stärker. Da ist mir die Veränderung noch stärker bewusst geworden. Natürlich merke ich es auch tagtäglich und bin immer wieder überrascht darüber, wozu der Körper fähig ist. Anfangs waren 40kg Kreuzheben sehr herausfordernd für mich, mittlerweile bin ich bei 75kg. Bei Front Squats waren mehrere Wiederholungen mit der leeren Stange anstrengend, mittlerweile kann ich 3-5 mit 40kg. Bei Kettlebell Swings habe ich mit 8-12 kg in den Workouts begonnen, mittlerweile nehme ich sogar 20kg. Ich habe endlich einen Klimmzug geschafft, bin eine bessere Läuferin geworden, meine Ausdauer hat sich verbessert, ich bin schneller und agiler und habe so viel Neues dazugelernt.
Box Life
Bei Crossfit ist es ein bisschen wie bei einer kleinen Familie und es ist schön, immer wieder dieselben Leute zu sehen und sich gegenseitig zu motivieren. Viele kommen hin und sind schon super sportlich, werden dann aber schnell noch besser. Andere, die sich anmelden, waren bis zu dem Zeitpunkt keine Freunde von Sport, haben aber in wenigen Wochen unglaublich viel aus sich rausholen können. Man merkt nicht nur, wie viel fitter und vitaler sie sind, sondern sieht ihnen regelrecht an, wie sie leuchten und aus sich herauskommen – die Haltung ist aufrechter und sie strahlen Selbstbewusstsein und innere Zufriedenheit aus. Nach einigen Tagen ohne Crossfit freue ich mich jedes Mal auf die Community, auf das gemeinsame Schwitzen und auf den Austausch darüber, welcher Teil vom Workout der schlimmste war. Samstags gibt es bei uns im Sommer auch immer ein Outdoor Workout und tatsächlich ist es ein ganz neues Lebensgefühl, gemeinsam in der Sommersonne Sport zu machen.
Ich liebe den Spirit von Crossfit, das weltweite Netzwerk an Fans, das Mitfiebern bei Wettkämpfen und die ständige Unterstützung von anderen. Es ist kein Platz für missbilligende Blicke oder Macho-Getue und man hilft sich gegenseitig wo man kann.
6 Monate und kein Ende in Sicht
Abschließend kann ich sagen, dass ich nicht glücklicher darüber sein könnte, dass ich diesen Sport ausprobiert habe. Als sehr perfektionistischer Mensch, der hohe Erwartungen an sich stellt, habe ich es sicherlich nicht immer leicht und es gab auch Momente, die emotional und tränenreich waren. Es gab viele Glücksmomente in den letzten 6 Monaten und auch Niederschläge, die mich schlauer und stärker gemacht haben. Ich kann mich selbst mehr leiden, habe eine ganz neue Akzeptanz für meinen Körper und meine Genetik entwickelt und fühle mich stark und lebendig. Das Gefühl nach einem Gruppenworkout mit der coolsten Community ist beflügelnd und macht aus jedem schrecklichen Tag eine schönen.
3 Comments
Ich bin so stolz auf dich, Jules! Ich kann diese Sucht so nachvollziehen, haha. <3 Ich war ja zwar erst paar Mal da und mache Crossfit ,,regelmäßig" seit knapp 1-2 Monaten, aber ich habe jetzt schon gemerkt, dass meine Bizeps bisschen gewachsen sind. 😉
Gratuliere! Das ist wirklich eine tolle Entwicklung, die du gemacht hast. Ich bin ja eher der Cardio-Typ und laufe total gerne. Aber ich habe ähnliche Veränderungen bemerkt, seit ich angefangen habe (straffere Haut, flacherer Bauch etc.). Demnächst will ich auch mit dem Kraftsport anfangen. Dein Post hat mich nur bestätigt. 🙂
Alles Liebe,
Claudia von http://thatsmeonline.net
Eine wahnsinnige Motivation, verpackt in einen unglaublich toll geschriebenen Beitrag.
Du bist eine riesige Inspiration für mich und motivierst mich immer wieder, auch über meine Sportleidenschaft zu bloggen! 🙂
Mach weiter so und lass dich von Nichts unterkriegen! <3
Alles Liebe,
deine Amelie <3
https://amelieruna.com/2018/07/22/running-is-my-therapy/