Ich habe schon öfters betont, dass meine Blogposts meistens aus einem Impuls heraus entstehen. Ich lese etwas, sehe etwas oder höre etwas und weiß in dem Moment: okay, da muss ich meinen Senf dazu geben. Oftmals mache ich mir daraufhin stundenlang Gedanken und überlege, was ich zu dem Thema zu sagen habe. So war es auch diesmal, als ich durch Instagram gescrollt bin, beziehungsweise auf der „Entdecken“ Seite gestöbert habe, und mehrmals auf das Wort „cleaneating“ gestoßen bin. Hin und wieder hätte ich absolut zugestimmt: Ja, das ist cleaneating für mich. Andere Male dachte ich mir nur, dass dieser Lebensstil wohl nicht weiter davon entfernt sein könnte.
Versteht mich nicht falsch: jeder soll sich so ernähren, wie er es für richtig hält! Ich bin die Letzte, die versucht, Menschen zu sagen, wie sie sich zu ernähren haben, aber ich kläre gerne auf. Und ich finde, dass man über Ernährung niemals genug lernen oder lesen kann. Online, offline, in Büchern, bei Vorträgen usw. Mit Sicherheit gibt es nicht die EINE richtige Ernährungweise, aber jeder sollte individuell herausfinden, was sich für ihn richtig anfühlt und was ihm gut tut. Ob es nun das ominöse cleaneating ist, oder eine ganz andere Form der Ernährung – it’s up to you. Was mich aber wahnsinnig stört ist das falsche Bild von cleaneating, das in die Welt hinausgetragen wird – von privaten Mediennutzern, aber auch von großen Influencern, Bloggern und Youtubern.
Was bedeutet Cleaneating?
Cleaneating bedeutet, wie der Name eigentlich schon verrät, dass man sich vorwiegend von „sauberen“ Lebensmitteln ernährt. Man isst natürlich und unverarbeitet, achtet darauf, wenig Zucker, nur gesunde Fette, komplexe Kohlenhydrate und keine künstlichen Zusätze zu sich zu nehmen. Kurz gesagt: man isst keine Nahrungsmittel, die Zutaten enthalten, sondern verwendet jene, die Zutaten sind.
Ob man Fleisch oder tierische Produkte in diese Ernährung integriert, bleibt natürlich wieder jedem selbst überlassen. Es ist ein viel diskutiertes Thema, das den Rahmen dieses Blogposts wohl sprengen würde. Für mich persönlich gehören tierische Produkte nicht zu den cleanen Lebenmitteln, die ich konsumieren würde, einfach, weil ich mich mit der veganen Ernährung sehr wohl fühle. Für mich gibt es viele Gründe, die gegen den Konsum von Fleisch, Milch oder auch Eiern sprechen – ethische, umwelttechnische oder auch gesundheitliche. Wenn euch dieser Teilaspekt, den ich nur kurz anreiße, interessiert, dann kann ich euch auf jeden Fall den Film „Hope for All“ empfehlen – schaut ihn euch an, geht unvoreingenommen in die Sache rein und überlegt euch, was die gezeigten Bilder, Argumente oder Studien für euch bedeuten.
Nun aber zurück zum Cleaneating: Für mich ist es ganz klar, dass diese Ernährungsweise bedeutet, dass ich frisch koche, keine Fertigprodukte zu mir nehme, zu 90% der Zeit auf Süßstoff, verarbeitete Lebensmittel und Zucker verzichte, dass ich mein Essen nicht übertrieben salze, Vollkorn Weißmehl vorziehe, viel grünes, aber auch buntes Gemüse zu mir nehme, auf Regionalität achte, vorwiegend saisonal einkaufe und hauptsächlich Wasser und Tee trinke. Zugegeben: ich setze dieses Prinzip selber nicht so stark um, wie ich es gerne würde, habe eine kleine Schwäche für Cola Light und ja, auch ich verwende Erbsenprotein, das einen künstlichen Süßstoff (Sucralose) enthält. Aber, und jetzt kommt das große Aber, ich verwende diese Produkte in Maßen, zähle sie zu den 10%, die nicht clean sind und versuche nicht, mir das Ganze schön zu reden. In einer perfekten Welt würde ich weder Cola Light, noch irgendeinen Süßstoff konsumieren, aber niemand verlangt Perfektion von uns und ich bin mir sicher, dass jeder ein kleines Laster hat, oder?
Seit ich mich mit gesunder Ernährung beschäftige, merke ich intuitiv, was für mich gesund bedeutet und was ich meinem Körper zuführen möchte. Ein großer Salat, ein gesundes Avocadobrot, ein Blech voller Ofengemüse oder ein frisch gekochtes Porridge mit Obst – all diese Dinge geben mir ein positives Gefühl. Was mir kein positives Gefühl gibt? Süßstoff, der darauf abzielt, unser Essen möglichst kalorienfrei zu halten, Eiklar im Tetrapack, bunte Dosen voller Zusatzstoffe, die Geschmackserlebnisse sondergleichen versprechen, Low Calorie dies, Protein das.
Cleaneating = kalorienarm?
Genau das ist für mich die Grundproblematik: Cleaneating wird mit „möglichst wenig Kalorien“ gleichgesetzt. Aber wisst ihr, was eine Kalorie ist? Eine Einheit für Energie. Surprise, surprise, Kalorien sind nicht unsere Feinde, sondern geben an, wie viel Energie uns ein Nahrungsmittel gibt (sehr vereinfacht ausgedrückt zumindest). In der Natur war es eindeutig nicht vorgesehen, dass ein Lebensmittel keine Kalorien hat, oder zumindest kommt das nur in den seltensten Fällen vor. Was können wir uns daraus ableiten? Genau, hinter jedem Lebensmittel, das verspricht, möglichst kalorienarm zu sein, steckt ein langer, chemischer Prozess. Ein chemischer Prozess, der unserem Körper gänzlich unbekannt ist. Meiner Auffassung nach kann der Körper aber genau die Dinge, die er kennt und ERkennt, am besten verarbeiten. Eine Faustregel hierfür lautet: Wenn du eine Zutat nicht kennst, dann kennt sie dein Körper ebenfalls nicht.
Wenn du eine Zutat nicht kennst, dann kennt sie dein Körper ebenfalls nicht.
Gerade als Influencer, Blogger oder Person des öffentlichen Lebens hat man eine enorme Verantwortung gegenüber seiner „Audience“, seinen Lesern und seinen Followern. Deshalb finde ich es schade, traurig oder einfach nur verwerflich, wenn ein komplett falsches Bild von cleaneating vermittelt wird. Protein-Pancakes, die aus einem Mix aus Chemie+Chemie+Chemie bestehen, mit einem kalorienfreien Sirup, der vielfach verarbeitet wurde – nur ein Beispiel von vielen. Ich sage nicht, dass man diese Dinge nicht essen darf, denn, wie gesagt, jeder soll bitte essen, was er mag und für richtig hält. Aber seinen Followern und Lesern zu verkaufen, dass diese Lebensmittel „clean“ und „gesund“ sind, finde ich leider einfach falsch. Es erzeugt ein falsches Bild von gesunder Ernährung, zerstört unsere Einstellung zu Lebensmitteln und pusht einen Körperkult, der extreme Formen annimmt. Ich spreche auch nicht von Wettkampfathleten, sondern von ganz normalen Menschen, wie du es bist, wie ich es bin, wie es die meisten von uns sind.
Die Moral von der Geschicht‘
Wir sollten uns vielleicht einfach selbst daran erinnern, wie unsere Einstellung zum Essen, zu Lebensmitteln und zur Landwirtschaft sein sollte, wie unser Konsum die Welt, das Klima und unseren Körper prägt und wie viel Macht wir dem Körperkult geben. Essen ist etwas wunderbares, soll uns Energie geben, unseren Körper versorgen! In unserer modernen Welt vergessen wir häufig darauf, woher unsere Lebensmittel kommen und dass hinter allem, was wir zu uns nehmen, ein Prozess steht.
Mein Plädoyer an euch lautet: hört tief in euch hinein, fragt euch selbst, was euch uns eurem Körper gut tut und wie ihr so gesund, vital und glücklich wie möglich sein könnt. Findet eure Balance und liebt euren Körper genug, um nur das Beste für ihn zu wollen.
27 Comments
Da finde ich mich wirklich wieder in dem Blogpost. Als ich angefangen habe zu Bloggen habe ich unter „cleaneating“ verstanden, dass es einfach Essen ist, welches dem Fitnesslifestyle entspricht. Also Proteinpulver, No Calorie Saucen wie Walden Farms etc. Jetzt weiss ich es zum Glück besser und bin froh, dass du das auch nochmal ansprichst. Man hört nie auf zu Lernen 🙂 Ganz liebe Grüße, Elena
Du hast das SO SO SO gut ausgedrückt julia, großen Respekt! Man trifft auf Instagram leider wirklich ständig auf dieses falsche Bild von gesunder Ernährung und es ist wirklich wichtig, sich klar zu machen, dass dieses ganze low calorie Zeug absoluter Schwachsinn ist!
Richtig toll geschrieben und spricht mir total aus der Seele!! Ich halte diese Pancake-Protein-Fertigmischungen mit Zero Calorie Syrup und so weiter auch für sehr fragwürdig. In Maßen, klar – aber nicht jeden Tag. Warum nicht Pancakes aus natürlichen Zutaten?
Freut mich sehr, dass du das auch so kritisch siehst!
Ganz liebe Grüße und ich freue mich auf weitere Posts!
Lena 🙂
Super Post !
Du sprichst mir damit aus der Seele denn diese Gedanken habe ich fast jeden Tag wenn ich auf Instagram unterwegs bin.
Ich finde deine Einstellung zum Essen übrigens super und deine Ernährungsform trifft voll und ganz meinen eigenen „Geschmack“ 😉
Super das du das Thema mal angesprochen hast !
Liebe Grüße
Katja <3
Unfassbar guter Beitrag! Toll geschrieben und entspricht zu 100% auch meiner Meinung/Empfindung! Daumen hoch 🙂
LG Julia
Ich hab den Titel deines Posts gelesen und hab nur gedacht: „Ja! Bitte, bitte, bitte lass es genau dieses Thema (Proteinpancakes aus Dosenchemie etc.) sein!“
Danke, dass du das Thema angesprochen hast, du sprichst mir aus der Seele 😉
Wirklich toll geschrieben liebe Julia! Ich kann dir nur zustimmen! Ich finde dieses Thema auch sehr wichtig und denke mir oft dassselbe, aber wie du sagst, die Leute können machen, was sie wollen! Aber ich und du sehen es eben anders.
Liebe Grüße,
Sandra / http://shineoffashion.com
https://www.instagram.com/sandraslusna/
wow. Toller Blogpost. Ich esse zwar nicht clean; aber versuche auch mal auf Sachen zu verzichten, die ich nicht kenne (Inhaltsstoffe). Was mich dabei nur nervt ist, dass wenn man sonst so „clean“ isst, man gleich dumm angemacht wird, wenn man es einmal nicht tut und man sich nicht den Natur Joghurt mit 0,2% Fett gönnt. Es sollte wirklich jedem selbst überlassen sein, was er isst und wann er es ist. Es geht ja schließlich um seine oder ihre Gesundheit.
Liebe Grüße Franka
Ahaha dank des Titels des letzten Absatz hab ich jetzt einen Ohrwurm von diesem „Wer hat die Kokosnuss geklaut“-Lied 😀
Aber du sprichst mir voll aus der Seele mit dem Artikel, bin da ganz deiner Meinung!
Und diese Bowl sieht echt umwerfend gut aus ! *o*
Alle Liebe,
Vlaentina 🙂
100% Zustimmung meinerseits!
Hast mir direkt aus der Seele gesprochen, gibt nix hinzuzufügen!
Dicker Daumen nach oben 🙂
Also das hier ist ja so ein Post, den ich ganz klasse finde!!! Wie du bin ich der Meinung, dass jeder essen soll, wie er möchte – aber strebe selbst auch nach etwas, was ich als Clean Eating bezeichnen würde. Bei mir heißt das vor allem: viel Obst und Gemüse, Nüsse, Haferflocken, Vollkornmehle und Trockenobst und Milchprodukte (Ohne Zuckerzusätze!! und immer Bio!) und Eier von Mamas Hühnern. Dazu gerne Bohnen und sowas…
Süßstoff ist für mich sowieso schon immer nichts, was ich freiwillig esse – Und Zucker begrenze ich stark, ebenso wie Fette aus Schokolade, Fritierfett und so weiter. Fertigprodukte habe ich eigentlich schon seit Monaten nicht mehr gegessen und eigentlich koche ich fast immer selbst oder esse höchstens bei Mama.
Aber man lernt halt echt nie aus und ich probiere gerade immer mal was neues und lese super gern über Ernährung 🙂 Saisonalität ist mir auch total wichtig – bei der Regionalität fehlen mir leider einfach die Möglichkeiten.
Dafür schrecken mich aber Aufschriften wie „Fettreduziert“, „Protein-“ und „Fitness-“ genau wie dich beim Einkaufen sowas von ab. Hier kann ich dein Plädoyer gegen Chemie im Essen einfach nur unterschreiben!!!
Super toller Post! Der Körper gibt einem sowieso immer vor, was er braucht <3 Vollwertige, frische Lebensmittel sind immer das A und O <3
Sehr guter Post meine Liebe!
xxx
Alina
https://www.theladies.at/
Mit diesem Post sprichst du mit echt aus der Seele. Sich gesund zu ernähren könnte so einfach sein – wir tendieren nur immer dazu, alles viel zu kompliziert zu machen. Echt super geschrieben 🙂
Liebe Grüße, Eva
http://www.thesophisticatedsisters.com
Sehr schöner Beitrag! Ich finde es auch immer wieder wichtig zu betonen, dass die Kalorien nicht angeben, wie gesund ein Lebensmittel ist. Ich persönlich zähle sie gar nicht, weil ich denke, dass mein Körper mir schon sagt was er braucht. Und das bekommt er dann auch. Selbst wenn das ab und zu mal ein wenig Schokolade ist.
Alles Liebe
https://blaubeerlaeuferin.wordpress.com/
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