Über Selbstfindung und Entscheidungen

Die letzten Tage habe ich mir viele Gedanken zum Thema Weiterentwicklung, Sebstfindung und erwachsen werden gemacht und habe mein eigenes Verhalten reflektiert. Ich bin ein Mensch, der sehr schnell für eine Sache zu begeistern ist, sich aber auch gerne tiefer mit etwas beschäftigt. Trotzdem kommt es vor, dass ich Dinge, für die ich absolut Feuer und Flamme war, plötzlich gar nicht mehr so toll finde und mich Neuem zuwende. Ich habe mich die letzten Tage gefragt, ob das einfach mein Charakter ist, oder ob es vielleicht zum Erwachsenwerden gehört, sich neu zu entdecken? 

Vielleicht ist es aber auch einfach menschlich, Entscheidungen zu revidieren oder seine Meinung zu ändern. Lustigerweise habe ich genau heute, während ich dabei war, meinen Beitrag zu schreiben, bei der lieben Leonie einen ähnlichen Post zum Thema „Meinung ändern“ gelesen, der mich nur noch einmal bestärkt hat.

Vielleicht liegt es am Erwachsenwerden, vielleicht ist es aber auch einfach ein Selbstfindungsprozess – komplett unabhängig vom Alter. Natürlich haben wir alle Werte, die wir definitiv nicht jeden 2. Tag über Board werfen, aber grundsätzlich ist es doch so, dass unser Fokus manchmal ein wenig abschweift oder andere Dinge wichtiger werden. Die logische Konsequenz darauf: manche Dinge, die davor eine riesige Rolle gespielt haben, werden ein wenig unwichtiger und dadurch, dass man sich weniger damit beschäftigt, ändert man eventuell sogar seine Meinung.

Warum es okay ist, seine Meinung zu ändern

Ich glaube, unter uns allen wird es keine Person geben, die niemals seine Meinung geändert hat, oder? Es ist einfach normal! Können wir uns nicht eigentlich glücklich schätzen, dass wir für den Moment leben, uns dann aber weiterbewegen und uns verändern? Ist es nicht etwas schönes, sich zu entwickeln und neue Dinge kennenzulernen? Stellt euch vor, wir wären alle immer noch unser 15-Jähriges ich – oje! Mit 15 war ich verrückt nach 30 Seconds to Mars, wollte sogar das Logo als Tattoo und konnte mir nicht vorstellen, jemals kein Fan mehr von der Band zu sein. 5 Jahre später mag ich die Musik und finde Jared Leto gut – mehr aber auch nicht! Mit 15 wollte ich außerdem in den USA leben und auswandern – nun liebe ich die europäische Denkweise, die Fortschrittlichkeit und liebe es in Wien zu leben. Mit 16 wollte ich Medizin studieren und Ärztin, am besten Chirurgin werden – nun beginne ich bald mit meinem Publizistik-Studium. Ihr seht worauf ich hinaus will: wir ändern unsere Meinung, jeder tut es, und das ist gut so!

Mehr Toleranz

Ich erlebe es so oft, dass grade Blogger oder Instagramer, die sich natürlich in gewisser Weise selber an den Pranger stellen, wenig Toleranz erleben, wenn sie ihre Meinung ändern und plötzlich doch Dinge anders machen, als geplant. Obwohl ich zum Beispiel im Januar nie klar gesagt habe, dass ich mich zu 100% vegan ernähren möchte, habe ich doch sehr viele Nachrichten bekommen, wieso ich denn nicht mehr vegan bin. Man wird so schnell verurteilt, dass man manchmal schon aufpassen muss, wie man Dinge darstellt oder was man von sich gibt. Es ist gar nicht so leicht, grade, wenn man selbst nicht weiß, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln. Man probiert Dinge aus, möchte auch gerne öffentlich dazu stehen, hält sich aber bedeckt, um akzeptiert zu werden. Irgendwie macht es mich ein bisschen traurig, wenn ich daran denke, wie intolerant unsere Welt manchmal geworden ist. Obwohl wir ganz genau wissen, dass wir selbst genau wie jeder andere Mensch dazu neigen, unsere Meinung zu ändern, urteilen wir. Ich habe das große Glück, dass ihr, meine lieben Leser, sehr verständnisvoll seid und ich denke, das hängt auch ein bisschen mit meiner allgemeinen Haltung zusammen. Es wird leider immer Menschen geben, die einen verurteilen, aber ich halte euch alle für weltoffene, tolerante Menschen – danke dafür!

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Vegan, vegetarisch oder wie jetzt?

Grade Ernährung ist eben doch ein heikles Thema, da sie mit vielen Emotionen verbunden ist. Ich hatte in meinem Leben schon viele Phasen, in denen ich vegetarisch gegessen habe, habe so gut wie nie Leder gekauft und kaufe wann auch immer möglich tierversuchsfrei Kosemtik. Seit fast 2 Jahren lebe ich komplett vegetarisch und habe es keinen Tag bereut. Ja, mir liegen Tiere am Herzen, aber trotzdem verurteile ich niemanden, der Fleisch isst. Weil es mir auch nicht zusteht! Wenn mich jemand nach Informationen fragt, oder nachhakt, warum ich keine Tiere mehr esse, erzähle ich gerne etwas und hin und wieder kommt es auch vor, dass ich auf Facebook Artikel teile. Ich diskutiere auch gerne mit Fleischessern darüber, warum ich finde (und das ist meine Sicht!), dass es nicht richtig ist, Tieren das Leben zu nehmen. Allerdings sachlich, tolerant und ohne einen anderen Menschen zu bewerten. Wer sich von meiner Lebensweise angegriffen fühlt, muss wahrscheinlich auch eher bei sich selber anfangen und sich fragen, warum ihn das Thema doch so beschäftigt. Ich erwarte mir Toleranz, weil ich sie ebenso Anderen entgegenbringe – sowohl in meinem privaten Umfeld, als auch online. Schickt mir jemand Snaps von meinem Essen, das Fleisch enthält, sage ich nicht „Wäh“ oder „Iss kein Fleisch!“, sondern sage einfach nichts oder wünsche der Person einen guten Appetit. Wenn jemand sagt, er möchte gerne auch Vegetarier werden, manchmal einfach schwach wird und es nur zu 80% durchziehen kann, dann freue ich mich trotzdem, dass er sich bemüht und bin gerne bereit, ihm weiter zu helfen, damit er sich leichter tut.

Vor kurzem habe ich mit der lieben Anna kurz über vegane Ernährung geredet und habe mich wieder an all die Punkte erinnert, die mich damals dazu bewegt haben, vegan zu essen und mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wie bereits oben erwähnt, bin ich ein Mensch, der sich wahnsinnig schnell für etwas begeistern lässt. Ich habe wieder begonnen, Dokus zu schauen, veganen Youtubern zu folgen, habe Artikel gelesen. Und ich habe beschlossen, dem Ganzen eine Chance zu geben und auch dazu zu stehen. Tagelang habe ich nun überlegt, ob ich die Sache komplett unerwähnt lasse, habe mich aber dagegen entschieden. Ich vertraue darauf, dass ihr ebenso tolerant seid wie ich und versteht, dass ich selber noch wachse und mich weiterentwickle. In Moment fühlt es sich einfach richtig an, mich pflanzlich zu ernähren – sowohl aus ethischen Gründen, aber auch, weil ich mich dadurch energiegeladen fühle, keine Bauchschmerzen habe und mich schlicht und einfach besser fühle. Ich weiß nicht, was das Leben bringen wird, aber ich lasse es auf mich zukommen.

Ja, vielleicht ist es naiv, aber ich träume von einer toleranteren Welt, in der man einfach die Entscheidungen anderer akzeptiert, sein eigenes Ding durchzieht und nur dann seinen Senf dazu gibt, wenn man etwas Konstruktives oder Nettes zu sagen hat. 🙂 Auch, wenn ich mich selbst oft ein bisschen an der Nase nehmen muss, glaube ich, dass wir es alle schaffen können, ein wenig toleranter zu sein und einfach jeden so zu nehmen, wie er ist.

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3 Comments

  • Reply Sandra Slusna 9. September 2016 at 6:31

    Super Beitrag liebe Jules, ich weiß auch oft nicht, worauf ich in der ernährung setzen soll, aber vegan würde ich wahrscheinlich nicht werden, deswegen Hut ab dass du das jetzt machst! Vor allem wenn man auf einem Dorf und in keiner Stadt lebt, ist es immer schwer, manche Sachen zu finden und kaufen, dafür in der Stadt hat man immer mehrere Möglichkeiten! Bin schon auf die Rezepte gespannt. ;D
    Mit liebsten Grüßen
    Sandra von http://www.shineoffashion.com
    https://www.instagram.com/sandraslusna/

    • Reply Julia Vogel 21. September 2016 at 15:24

      Danke, Sandra 🙂 Ach, ich finde das gar nicht so schwer eigentlich 🙂 Sojamilch kriegt man ja mitterweile überall und sonst esse ich, außer Tofu, kaum Ersatzprodukte 🙂 Und Gemüse, Getreide, Linsen, Obst usw. kriegt man ja selbst im kleinsten Dorf 🙂 ich versuche ja generell, meine Ernährung möglichst simpel und „whole“ zu gestalten, deshalb ist das fast überall möglich. In Wien natürlich besonders easy! xx

  • Reply Johanna 9. September 2016 at 23:00

    Toller Beitrag liebe Jules! Ich finde es überhaupt nicht schlimm wenn du deine Meinung mal änderst, auch bezüglich Ernährung. Bei mir ist das auch ein hin und her. Lese viel über Veganismus, probiere viel aus aber trotzdem bin ich noch nicht so weit. Jeder kann es doch so machen wie er denkt 🙂 <3

    Liebe Grüße
    Johanna von http://www.missrapunzel.com/

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